Der Fußball-Detektiv beim SVS

Heinz Riegert fischt im Oberfeldstadion Bälle aus der Hecke (Foto: Nicolai Kapitz).

Heinz Riegert war beim SV Schopfheim schon so ziemlich alles: Beinharter Verteidiger, Mannschaftsbetreuer, Platz-Streuer, Mädchen für alles. Im Oberfeldstadion kennt man ihn inzwischen vor allem als den menschgewordenen Fußball-Detektiv. Aus den Hecken und Wiesen rund ums Stadion und darüber hinaus hat der 77-Jährige über die Jahre unzählige der runden Spielgeräte herausgesucht. Wann immer – ob bei Training oder Spiel – jemand einen Ball über den Zaun hämmert oder in die Hecke jagt: Heinz Riegert findet ihn. Manchen Spieler verlässt beim mühseligen Suchen in der dichten Buchenhecke, die den ganzen Sportplatz umgibt, schnell die Geduld. Nicht so Heinz Riegert: Manchmal sucht er eine halbe Stunde nach einem verschwundenen Ball, um ihn dann mit breitem Grinsen und zufrieden wieder ans Tageslicht zu holen. Das gilt auch für den Fall, dass ein Ball über den Zaun in ein benachbartes Grundstück oder ins Schwimmbad geschossen wird. Heinz Riegert findet ihn. „Bis vor Kurzem bin ich noch über die Hecken geklettert“, sagt der rüstige Rentner lachend. „Das schaffe ich inzwischen leider nicht mehr.“ 

Dass er so oft loslaufen muss, ärgert ihn manchmal auch ein bisschen. „B-Jugend und A-Jugend sind die Schlimmsten“, sagt der Ballsammler mit einem verschmitzten Grinsen. „Die laufen den Bällen oft nicht nach. Und wenn sie nachlaufen und den Ball nicht sofort finden, lassen sie ihn grad liegen.“ Oft sieht man ihn dann etwas kopfschüttelnd seinen Weg antreten, in Richtung des verschossenen Balls. „Manche Bälle landen auf der Hecke drauf. Die sind besonders schwer zu finden.“ Die Hecke ist über zwei Meter hoch. „Einen Ball habe ich dort mal gefunden“, erzählt Riegert, „der lag mindestens ein halbes Jahr oben. Der hatte keine Luft mehr.“ Übrigens ist er nicht nur bei Heimspielen im Einsatz: Heinz Riegert sammelt auch bei Auswärtsspielen die Bälle, die die SVSler beim Aufwärmen am Tor vorbeischießen, aus der Landschaft. In Efringen-Kirchen fand er auf diese Weise einmal mehr Bälle, die dem dort heimischen TuS gehörten, als solche aus dem Besitz des SVS. 

Pro Saison fischt Heinz Riegert ungefähr 40 bis 50 Bälle aus der Botanik um das Stadion. Weil er diesen „Nebenjob“ seit mehreren Jahren macht, kann man sich leicht ausrechnen, was diese Arbeit wert ist: Ein Trainingsball kostet zwischen 20 und 40 Euro, ein Ball für die Spiele manchmal mehr als 100 Euro. Und so freut sich der ganze Verein jedes Mal, wenn er am Spielfeldrand steht. Es könnte ja mal wieder ein Ball übers Tor gehen.

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